Außenpolitik und innere Gliederung des mittelalterlichen Stephansreiches
Beginn 25. April 2001
Mittwochs 11-13 im Historicum, R 401
Die Veranstaltung behandelt die Geschichte Ungarns von der Landnahme der ungarischen Stämme im 9. Jahrhundert bis zum Zerfall des Stephansreiches im 16. Jahrhundert unter zwei beziehungsgeschichtlichen Leitaspekten. Zum einen werden die Beziehungen mit den westlichen, östlichen und südöstlichen Nachbarn (vor allem Deutsch-Römisches Reich, Habsburgerreich, Kiever Rus`, Moldau und Walachei, Kroatien und Byzanz) auf ihre politisch-dynastischen Motive, militärischen Manifestationen, kulturelle Ausdrucksformen und rechtliche Folgen hin untersucht. Zum anderen steht der innerstaatliche Bereich mit Kontakten zwischen sozialen Schichten, ethnischen Gruppen und territorial-administrativen Untereinheiten im Vordergrund. So wird der im Vorsemester begonnene Veranstaltungszyklus mit dem Ziel fortgesetzt, Empfehlungen für eine interdisziplinär-komparatistische, von der nationalgeschichtlichen Sichtweise angemessen losgelöste Ungarnkunde zu erarbeiten und exemplarische Projekte hungarologischer Integrationsforschung zu entwerfen.
Organisatorisches: Die Übung will den diskursiven Gedankenaustausch, den freien Vortrag und die wissenschaftliche Schreibfertigkeit fördern. Sie erwartet von den Teilnehmern keine Abhandlungen, sondern Problemaufrisse (max. 10 Minuten), die in den Sitzungen diskutiert werden. Die Themenliste wird für das gesamte SS im Sekretariat der Abteilung rechtzeitig ausgehängt. Die Sekundärliteratur wird während des Semesters teils ausgeteilt, teils von den Studenten erschlossen werden müssen. Scheinerwerb nach LPO I §71 (1)Abs. 2d (Theorie und Methode) ist möglich. Die Bedingung dafür ist die Bereitschaft, je nach Teilnehmerzahl wöchentlich oder zweiwöchentlich ein Kurzreferat zu halten sowie eine Hausarbeit (max. 5 Seiten) möglichst bis Beginn des nächsten Semesters anzufertigen (wünschenswert sind z. B. Besprechungen einschlägiger Neuerscheinungen). Kenntnisse des Ungarischen, Rumänischen und/oder einer slavischen Sprache wären hilfreich, sie sind aber keine Voraussetzung der Teilnahme.
Einführungsliteratur: János M. Bak: Königtum und Stände in Ungarn im 14.-16. Jahrhundert. Wiesbaden 1973; Géza Herczeg: Magyarország külpolitikája 896-1919 [Ungarns Außenpolitik 896-1919]. Budapest 1987; András Kubinyi: König und Volk im spätmittelalterlichen Ungarn. Städteentwicklung, Alltagsleben und Regierung im mittelalterlichen Königreich Ungarn. Herne 1998; Ferenc Makk: Ungarische Außenpolitik 896-1196. Herne 1999; András Pálóczi Horváth: Petschenegen, Kumanen, Jassen. Steppenvölker im mittelalterlichen Ungarn. Budapest 1989; Studienhandbuch Östliches Europa. I: Geschichte Ostmittel- und Südosteuropas. Hg. Harald Roth. Köln/Weimar/Wien 1999.
Themenliste
25. April: Auswärtige und innerstaatliche Kontaktsysteme Ungarns von der Landnahme im 9. Jahrhundert bis zum Zerfall des mittelalterlichen Reiches im 16. Jahrhundert: Voraussetzungen, Ziele und Wechselwirkungen
Außenpolitik
2. Mai: „Ungarnzüge" im 9./10. Jahrhundert
9. Mai: Eintritt in die westkirchliche Staatengemeinschaft: die Rolle des Deutsch-Römischen Reiches
16. Mai: Beziehungen zur Kiever Rus’ und zum byzantinischen Kaiserreich
23. Mai: Eingliederung Kroatiens und Dalmatiens
30. Mai: Verhältnis zu den rumänischen Fürstentümern
6. Juni: Stellenwert in der ostmitteleuropäischen Bündnispolitik unter den Anjou, Luxemburgern und Hunyadi
Innere Gliederung
13. Juni: Der landnehmende Stammesverband
20. Juni: Die königliche Zentralgewalt nach der Staatsgründung
27. Juni: Komitatssystem und administrative Randgebiete
4. Juli: Soziale Schichten im frühen Ständewesen
11. Juli: Nationalitätenstruktur der Bevölkerung
18. Juli: Schwerpunkte interethnischer Beziehungen
25. Juli: Zusammenfassung der Übungsergebnisse