SoSe 2002

Ungarn in der historischen Beziehungsforschung. 

Teil IV: Ungarn und seine Nachbarn im 20. Jahrhundert

Beginn 17. April 2002

Mittwochs 12-14 im Historicum, R 327

Die Habsburgermonarchie brach am Ende des Ersten Weltkrieges als Ergebnis machtpolitischer Einwirkungen von Außen und der Verselbständigungsbestrebungen ihrer Nationalitäten zusammen. Aufgrund des Friedensvertrags von Trianon (4. Juni 1920) verlor das historische Ungarn zwei Drittel seines Gebiets und drei Fünftel seiner Bevölkerung mehrheitlich an die „Nachfolgestaaten" Tschechoslowakei, Rumänien und Jugoslawien. Die Frage der ungarischen Minderheiten beeinflußt seither in hohem Maße seine Nachbarschaftsbeziehungen und internationalen Beziehungen auf gesamteuropäischer Ebene. Die Übung widmet sich – als letzter Teil dieses thematischen Zyklus – den außenpolitischen Strategien Budapests von 1920 bis heute sowie deren Auswirkungen auf die Lage der ungarischen Minderheiten und der Minderheiten in Ungarn selbst. Einen weiteren Schwerpunkt bilden die deutsch-ungarischen und ungarisch-rumänischen Interferenzen im kulturellen Bereich.

Organisatorisches: Die Übung will den diskursiven Gedankenaustausch, den freien Vortrag und die wissenschaftliche Schreibfertigkeit fördern. Sie erwartet von den Teilnehmern keine Abhandlungen, sondern Problemaufrisse (max. 10 Minuten), die in den Sitzungen diskutiert werden. Die Themenliste wird für das gesamte SS im Sekretariat der Abteilung rechtzeitig ausgehängt. Die Sekundärliteratur wird während des Semesters teils ausgeteilt, teils von den Studenten erschlossen werden müssen. Scheinerwerb nach LPO I §71 (1)Abs. 2d (Theorie und Methode) ist möglich. Die Bedingung dafür ist die Bereitschaft, je nach Teilnehmerzahl wöchentlich oder zweiwöchentlich ein Kurzreferat zu halten sowie eine Hausarbeit (max. 5 Seiten) möglichst bis Beginn des nächsten Semesters anzufertigen (wünschenswert sind z. B. Besprechungen einschlägiger Neuerscheinungen). Kenntnisse des Ungarischen und des Rumänischen wären hilfreich, sie sind aber keine Voraussetzung der Teilnahme.

Einführungsliteratur: Károly Kocsis – Eszter Kocsis-Hodosi: Hungarian Minorities in the Carpathian Basin. A study of Ethnic Geography. Toronto/Buff. 1995; Mihály Fülöp – Péter Sipos: Magyarország külpolitikája a XX. században [Die Außenpolitik Ungarns im 20. Jahrhundert]. Budapest 1998; Ignác Romsics: Magyarország története a XX. században. Budapest 22000 [engl. Ausg. der 1. Aufl.: Hungary in the Twentieth Century. Budapest 1999]; Studienhandbuch Östliches Europa. I: Geschichte Ostmittel- und Südosteuropas. Hg. Harald Roth. Köln/Weimar/Wien 1999.

 

Themenliste

17. 4. Einführung in das Übungsthema, bibliographische Übersicht

 

Zwischenkriegszeit und Zweiter Weltkrieg

24. 4. Vom Vielvölkerstaat zum Nationalstaat: die außenpolitische Stellung Ungarns im Versailler Friedenssystem

8. 5. Nationalitäten in Ungarn und ungarische Minderheiten in den Nachbarstaaten: innerstaatliche und grenzüberschreitende Kontaktebenen

22. 5. Ungarischer Revisionismus: politische und militärische Neuordnungskonzepte für den Donauraum

29. 5. Der Tiefpunkt deutsch-ungarischer Beziehungen: die Waffenbrüderschaft im Zweiten Weltkrieg

 

Nachkriegszeit und „Transformationsepoche" seit 1990

5. 6. Ungarn im sowjetischen Hegemonialbereich: auswärtige Merkmale der Zwangsintegration

12. 6. Minderheiten in Ungarn und in den Nachbarstaaten: Analogien und Unterschiede

19. 6. Theorie und Praxis der „sozialistischen Brüderlichkeit"

26. 6. Der Weg aus der Diktatur: Gemeinsamkeiten und Konflikte

3. 7. Außenpolitische Prioritäten Budapests: die gesamteuropäische und die regionale Dimension

10. 7. Die Minderheitenfrage in den Nachbarschaftsbeziehungen Ungarns

 

17. 7. Schlußbetrachtung